„1984“ von George Orwell
Der Roman 1984 wurde von Orwell in den Jahren 1946 bis 1948 geschrieben und ist die düstere Vision eines Überwachungsstaates basierend auf den historischen Erfahrungen.
In dem diktatorisch und totalitär geführten Staat unterdrückt eine vom „Großen Bruder“ geführte Partei-Elite die breite Masse des Volkes. Eine allgegenwärtige Gedankenpolizei überwacht permanent alle Parteimitglieder. Mit nicht abschaltbaren Geräten, die alle Wohnungen, nicht bloß den öffentlichen Raum, visuell kontrollieren und abhören, schürt das Staatsfernsehen den Hass der Bevölkerung auf einen angeblichen Staatsfeind. Die Sprache wird von „schädlichen Begriffen“ gereinigt und „Neusprech“ genannt. Zudem beeinflusst die Partei das Denken in ihrem Sinn mit ständig wiederholten, antithetischen Parolen wie „Krieg ist Frieden“ oder „Unwissenheit ist Stärke“.
Die Hauptfigur der Handlung ist Winston Smith, der im Ministerium für Wahrheit damit beschäftigt ist, alte Zeitungsberichte fortwährend an die gerade herrschende Parteilinie „anzupassen“, also schlicht Geschichtsfälschung zu betreiben. Der allgegenwärtigen Überwachung zum Trotz will Smith seine Privatspäre sichern und führt heimlich Tagebuch über seine verbotenen Gefühle. Julia wird zu seiner Geliebten und Mitwisserin. Der Versuch, mit einer Untergrundbewegung Kontakt aufzunehmen führt schließlich zur Verhaftung. Und unter der Folter im „Ministerium für Liebe“ bricht Smith zusammen: Er verrät Julia, verliert seine gerade erst neu erlangte Individualität und glaubt nach einer Gehirnwäsche schließlich, durch seine Liebe zum Großen Bruder endlich frei zu sein.
Orwell kritisiert den Missbrauch von Macht und die Manipulation von Sprache durch den Staat. Das ist sicherlich eine Reaktion auf Propaganda und staatliche Zensur nicht nur in totalitären Regimen, sondern auch allgemein während des Zweiten Weltkriegs. Stalins Diktatur setzte Schauprozesse, Bespitzelung und Folter ein. Und auch die Manipulation von Sprache und die Vernichtung von Kultur im faschistischen System des Dritten Reiches kann man als Vorlage ausmachen.
Mit dem gläsernen Menschen, der den Verlust jeglicher individueller Freiheit symbolisiert, schuf Orwell jedoch auch eine beängstigende Vorhersage der Effekte unserer heutigen Technologie: Überwachungskameras im öffentlichen Raum, die Sicherheit suggerieren, Online-Aktivitäten, Kommunikation und Transaktionen die von Regierungen und Unternehmen überwacht werden. Daten werden gesammelt um Verhaltensmuster und Vorlieben von Menschen zu erkennen.
„1984“ kann man kaum anders als Warnung vor jedwedem Totalitarismus verstehen. Wenn in unseren Tagen eine englische Universität ihre Studenten vor diesem Buch warnt, weil sie den Inhalt vielleicht „beleidigend“ finden könnten, dann ist Orwells Utopie in der Realität angekommen.
Spieldauer: 11 Stunden und 5 Minuten
Sprecher: Carsten Bender
Bestellnummer: 31347