HainNarrenschiff

„Das Narrenschiff“ von Christoph Hein

Im Zentrum dieses Romans, der am Ende des Zweiten Weltkriegs beginnt und nach der Wende endet, stehen die bewegenden Schicksale mehrerer grundverschiedener Menschen innerhalb der ostdeutschen Geschichte.
Der überzeugte Kommunist und Ingenieur Joachim Goretzka, seine Frau Yvonne, das Mitglied des Zentralkomitees Karsten Emser, seine Frau Renate und ein Intellektueller, der Professor Benaja Kuckuck.
Alle erleben das Entstehen eines totalitären Staates und das Werden einer Gesellschaft aus sich misstrauenden Menschen, die ihre Gefühle und Bedürfnisse unterdrücken. Sie wirken mehr oder eher weniger freiwillig in dem neuen Staatsapparat mit, wobei die Fachkenntnis und Handeln auf Basis der Vernunft für die Machthaber unwichtig ist. Wichtiger ist die Treue zur Partei. „Die Partei hat immer recht“ gilt es zu befolgen.
Dass solch ein Staat, an dem Ungelernte an entscheidenden Stellen sitzen, nicht funktionieren kann, ist nicht erst dem heutigen Leser voll bewusst. Die Gesellschaft scheint närrisch; die einzelnen Romanfiguren wirken nicht wie Narren, die verspottet werden sollten, vielmehr rufen sie Mitleid hervor.

Das behäbige Schiff mit der närrischen und bemitleidenswerten Gesellschaft steuert unweigerlich auf den Abgrund zu. Der Roman fesselt und besticht durch seine Spannung zwischen dem nüchternen Erzählton und der existentiellen Bedrohungslage der Figuren.

Ein wichtiges Zeitzeugnis. Unbedingt hören!

Sprecher: Nico Holonics
Spieldauer: 22 Stunden 55 Minuten
Bestellnummer: 80618